Vom Rüebli- zum Sparkanton: Eine Tragödie in mehreren Akten
Von Rolf Schmid, 6. Oktober 2016
„Bildung ist teuer, Jugendliche ohne Lehrabschluss und Arbeit werden wir nicht mehr zu bezahlen vermögen!
Der VSSM (Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten) im Aargau setzt sich dafür ein, dass neben den Bezirks- und Sekundarschülern auch die Realschüler eine Schreinerlehre noch erfolgreich bestehen können. Ohne das Pflichtfach GTZ wird dies für die Absolventen dieser Niveaustufe fast nicht mehr möglich sein. Welche Lehrstellen sollen Realschüler noch anstreben?“ Diese Zeilen schreibt der Verband unter anderen zum Thema „Sanierungsmassnahmen“ bei der Bildung.
Als Reallehrerin kann ich diese Worte nur bestätigen: Unsere SchülerInnen, welche in ihrer Berufswahl bereits eingeschränkt sind, würden mit der Streichung der GTZ Stunden zusätzlich benachteiligt.
Im Sommer entlasse ich eine 4. Realklasse ins Berufsleben. Ich wünsche mir, dass alle eine Lehrstelle finden. Auch diese Jugendlichen sind unsere Zukunft, auch sie haben es verdient, dass wir ihnen eine faire Chance geben.
Wenn Junge es nicht schaffen, in unserer Gesellschaft zu bestehen, weil man ihnen in der Primarstufe bereits Stunden gekürzt hat, weil sie weniger Deutschzusatzlektionen haben, oder eben kein GTZ, weil sie in bis ans Limit aufgefüllten Klassen sitzen, sodass man sie übersieht, oder weil ihre Lehrpersonen am steigenden Druck zerbrechen und „burnt out“ sind, dann werden aus diesen Jugendlichen unselbständige Erwachsene, die die Allgemeinheit um ein Vielfaches teurer kommen als die angestrebten kantonalen Massnahmen im Bildungsbereich an Sparpotenzial suggerieren.
Wir müssen langfristig denken und in unsere Jugend investieren: Jeder eingesparte Franken wird direkte oder indirekte Mehrausgaben zur Folge haben, die die Gemeinschaft zu stemmen hat! Die ist eine einfache Milchbuchrechnung, die sich jedermann und –frau offenbart, welche wie ich tagtäglich an vorderster Bildungsfront steht.
Colette Basler, Zeihen, Grossratskandidatin und Realschullehrerin Villmergen