Mobilität und Wachstum in und um Frick geben zu reden
Von Rolf Schmid, 29. August 2017
Anlässlich eines offenen Diskussionsabends der SP Bezirk Laufenburg trafen sich gut 20 Personen im Mehrzweckgebäude Racht in Frick. Ein aufschlussreiches Inputreferat durch Fabio Gassmann, Geschäftsführer vom VCS Aargau, lieferte den Anwesenden einige Hintergrundinformationen und Statistiken zur aktuellen Situation und der Verkehrspolitik im Kanton. Das grösste Wachstum im Individualverkehr wird entgegen der Erwartungen nicht beim Pendler- und Arbeitsverkehr progonostiziert, sondern für Zwecke wie Einkauf und Freizeit. Besonders für die ländlichen Gebiete wie das Fricktal fehlt es der aktuellen Regierung an Visionen und praktikablen Lösungen in Verkehrsfragen. Man beschränkt sich auf die Optimierung der bestehenden Infrastrukturen. Dadurch sind die einzelnen Gemeinden und die Regionalplanung besonders gefordert. Mit den grössten Reserven unüberbauter Siedlungsfläche und dem Sisslerfeld als wirtschaftliche Entwicklungszone von kantonaler Bedeutung, verfügt das Fricktal trotz stetem Wachstum über weiteres Potenzial. Um dem damit einhergehenden Verkehrsaufkommen Herr zu werden, sind allerdings klare Strategien und eine konsequente Förderung von öffentlichen Verkehrsmitteln und Langsamverkehr gefragt. Die gesetzlichen Kriterien für mögliche Lösungen beim motorisierten Verkehr, wie beispielsweise eine Umfahrung, sind im Raum Frick aktuell nicht erfüllt. In der Diskussion wurde schnell klar, dass der Leidensdruck durch Verkehrsüberlastung offenbar noch zu gering ist, als dass Autofahrer einen Umstieg auf andere Verkehrsmittel überhaupt in Erwägung ziehen. Als mögliche Ursache dafür sieht ein Teil der Anwesenden auch das angebotsseitige Wachstum. Wo Strassen ausgebaut werden, entsteht neuer Verkehr. Verbindungen im öffentlichen Verkehr und gesonderte Fahrradwege werden nur spärlich erweitert oder gar redimensioniert. Die Attraktivität umzusteigen, geht folglich zurück. Langsamverkehr und öV kommen in der öffentlichen Diskussion und Planung oftmals viel zu kurz.
Als zweiter Hauptpunkt wird man sich zwar einig, dass die Regionalplanung in Mobilitätsfragen mehr aktive Verantwortung übernehmen muss und insbesondere die betroffenen Gemeinden in die Diskussion einbinden muss. Insbesondere Frick als Dreh- und Angelpunkt für den Verkehr aus dem Benken- und Staffeleggtal hat im Alleingang schlechte Karten das Problem zu lösen. Mit den Projekten bei der Hauptstrasse und beim Bahnhof Frick geht der Gemeinderat einen ersten wichtigen Schritt, wagt aber in einigen Detailfragen zu wenig Vision. In Bezug auf das Sisslerfeld steht der Verdacht im Raum, dass es den Verantwortlichen vielmehr um Arbeitsplatzwachstum und Prestige geht, als die Lebensqualität und die Emissionen möglichst klein zu halten. Von den heutigen und künftigen Unternehmen auf dem Areal muss zwingend ein Mobilitätsmanagement einverlangt werden. Aufgrund der heutigen Verkehrssituation gibt es nachhaltige Lösungen nur bei einer konsequenten Förderung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei darf auch das nahe Ausland mit den zahlreichen Pendlern nicht vergessen gehen. Beispielsweise eine Verbindung zwischen Hochrheinbahn mittels Eisenbahnbrücke in die Schweiz ist eine prüfenswerte Option.
In Anbetracht von Energiewende und Klimawandel erachtet die SP Bezirk Laufenburg die grösstmögliche Verlagerung von motorisiertem Individualverkehr hin zu Bahn, Bus und Langsamverkehr auch im ländlichen Raum unumgänglich. Das Angebot und die Infrastruktur muss mit Mut und Wille ausgebaut werden, ohne Investitionen steigen die Menschen kaum um. In den Planungen von Gemeinden und Regionalverbänden müssen diese Mobilitätsformen zwingend mehr Beachtung finden, bislang tun sich die Behörden damit schwer und erachten den Ausbau von Strassen als einzige Handlungsmöglichkeit. In Absprache mit Unternehmungen und ansässigen Arbeitgebern braucht es Konzepte um den Pendlerverkehr einzudämmen und die Verwendung der öffentlichen Verkehrsmittel zu fördern.