Fragen und Forderungen in der Debatte um das Spital Laufenburg

Von Rolf Schmid, 29. April 2018

Mit grosser Sorge beobachtet die SP Bezirk Laufenburg die laufenden Diskussionen um das Spital Laufenburg. Einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung durch Hausärzt*innen gebührt besonders im ländlichen Raum oberste Priorität. Ein Bruch in der Dichte dieser Versorgung zeichnet sich im Oberen Fricktal bereits heute mit einem Mangel an Hausärzten ab. Der Altersdurchschnitt der heute praktizierenden Hausärzte ist sehr hoch. Die Nachfolgeregelung und die Übernahme von Praxen durch junge Hausärzte zeigt sich als äusserst schwierig. Mit einer möglichen Schliessung der Notfallstation im Spital Laufenburg verliert unsere Region in diesem schwierigen Umfeld zusätzlich an Attraktivität.

 

Nebst dem Hinweis auf verschiedene betriebliche Kennzahlen begründet die Geschäftsleitung, die aus Sicht der SP nicht nachvollziehbare Schliessung oder Redimensionierung des Standorts Laufenburg primär mit dem Abgang dreier gewichtiger Ärzte. Bei allem Verständnis für die veränderten Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen, sind diese Angaben doch ein Bekenntnis dafür, die bekannte Strategie zweier Standorte nicht mit der nötigen Entschlossenheit umgesetzt zu haben. Im Interview vom 25.04. mit der Aargauer Zeitung gibt CEO Annelise Seiler bekannt das GZF «gestalte den Wandel proaktiv mit». Aus einem kritischen Blickwinkel gesehen, kann diese mehrfach bekräftigte Aussage auch den Eindruck vieler Beobachter*innen bestätigen, dass die Verantwortlichen den ebenso beschworenen «nachhaltigen Erfolg» offenbar nur am Standort Rheinfelden erkennen. Wie ist es anders zu erklären, dass mehrfach Sprechstunden vom Standort Laufenburg nach Rheinfelden oder ins Fachärztehaus nach Frick verlegt worden sind. Beispielsweise die Verlegung der Pneumologie und der Rheumatologie nach Frick, sowie die Kündigung der Kooperation mit der Onkologie des Kantonsspitals Aarau. Hartnäckig mehren sich auch die Hinweise, dass Notfalleintritte und Patienten für chirurgische Eingriffe bewusst nach Rheinfelden verlegt werden. Unter diesen Vorzeichen können die ungenügenden Wachstumszahlen gar nicht besser aussehen. Die SP stellt in ihrer Beobachtung auch fest, dass die zukunftsträchtigen Investitionen primär in Rheinfelden erfolgt sind, obschon die Leitung eigentlich mit dem Erhalt beider Standorte als Ziel agiert haben sollte. Eine Antwort auf die Frage, welche Investitionen bei einer Veränderung des Angebotes an beiden Orten zusätzlich nötig sind, bleibt die Geschäftsleitung bis dato schuldig.

 

Obwohl die strategischen Ziele und deren Umsetzung keinen rechtlich-bindenden Charakter haben, wirft eine Abkehr bewährter Lösungen doch Fragen von öffentlichem und politischem Interesse auf. Nebst den drei gewichtigen Kündigungen soll auch die gesundheitspolitische Situation mit der separaten Vergabe der Leistungsaufträge sowie der Prämise «ambulant vor stationär» ihren Anteil am plötzlichen Handlungseifer der Leitung haben. In diesem Zusammenhang verwundert es doch sehr, dass den Fricktaler Politiker*innen bei ihrer gemeinsamen Interpellation unter der Führung von SP-Grossrätin Elisabeth Burgener, trotz gezielter Nachfrage erst im letzten Jahr versichert wurde, dass kein weiterer Handlungsbedarf bestehe und soweit alles in Ordnung sei. Noch im September 2017 zeichnete Frau Seiler im Gespräch mit der AZ eine «langfristige Zukunft für das Spital Laufenburg, sofern sich der Leistungsauftrag nicht wesentlich ändere». An dieser Ausgangslage hat sich bis heute nicht viel verändert.

 

Überhaupt stellt die SP fest, dass die Pläne der Geschäftsleitung einer weit verbreiteten Abbau- und Profitlogik folgen. Arbeitsplatzverlagerungen, schwindendes Vertrauen, eine Marginalisierung des drohenden Hausärztemangels sowie generell eine Verschlechterung der Qualität nehmen Verantwortliche nun also auch beim Gesundheitszentrum Fricktal in Kauf. Mit dem Standort Laufenburg steht ein qualitativ hochstehender Kleinbetrieb mit beneidenstwerter Kundenzufriedenheit und beliebter Weiterbildungsstätte für Hausärzte auf dem Spiel.

 

Anlässlich der Informationsveranstaltung vom vergangenen Montag wurde der Unmut aus der Bevölkerung damit beschwichtigt bis Ende Juni zwei oder mehr Szenarien für den Fortbestand zu präsentieren. Aus der Sicht der SP ein sportliches und unrealistisches Ziel, zumal man sich davon eine breit abgestützte und einvernehmliche Lösung erhofft. Es keimt der Verdacht, dass die Ergebnisse bereits bekannt sind und eine Rettung des Standortes Laufenburg ausser Frage steht. Im Interesse der Bevölkerung und zum Wohle der Region fordert die SP Bezirk Laufenburg deshalb die Einsetzung einer Interessengruppe, die sich darum bemüht die Analyse des GZF und die daraus erarbeiteten Szenarien genau zu überprüfen. Eine konstruktive Gruppe zusammengesetzt aus Experten, lokalen Hausärzten und Politiker*innen, vereint durch das Ziel möglichst viele Angebote und Arbeitsplätze in Laufenburg zu erhalten. Die Leitung des GZF muss jetzt beweisen, was ihr das Vertrauen der Menschen wert ist und dabei vielleicht auch ökonomische Konzessionen eingehen. Rentable Sprechstunden und fachspezifische Operationen könnten wieder vermehrt im Spital Laufenburg angesiedelt werden, die Überweisungsquote aus dem Ärztehaus Frick liesse sich mittels intensivierter Zusammenarbeit mit dem Spital Laufenburg gezielt steigern.

 

Aktuell stellt die SP Bezirk Laufenburg leider einen markanten Vertrauensbruch fest und erkennt wenig Gestaltungswille für eine Zukunft mit zwei prosperierenden Spitalstandorten. Es bleibt die Hoffnung, dass sich alle Beteiligten und insbesondere die Geschäftsleitung des GZF der Verantwortung gegenüber der lokalen Bevölkerung bewusst werden und die Durchsetzung ausschliesslich ökonomischer Interessen bei Seite geschoben wird. Die SP und ihre beiden Grossrätinnen sehen sich als soziale und solidarische Kraft im Bezirk in der Verantwortung, sich auf regionaler und kantonaler Ebene tatkräftig für eine breitabgestützte Lösung mit zwei Standorten zu engagieren.

 

Offizielle Medienmitteilung der SP Bezirk Laufenburg mit ihren beiden Grossrätinnen Colette Basler & Elisabeth Burgener