Gemischte Gefühle über die Reform zum Standortkonzept der Berufsschulen
Von Rolf Schmid, 10. März 2019
Die SP Bezirk Laufenburg nimmt grundsätzlich erfreut zur Kenntnis, dass der Regierungsrat in seinem Standortkonzept zu den Berufsschulen keine bestehenden Standorte schliessen will. Es ist zudem zu begrüssen, dass der Regierungsrat die Reform innerhalb seiner Kompetenzen umsetzen will und dadurch ein neuerlichen Kampf um regionale Strukturen verhindert.
Obschon mit dem Aussenstandort der Berufsfachschule für Gesundheit und Soziales eine Stärkung stattfindet, offenbaren sich bei genauerem Studium insbesondere für das Berufsbildungszentrum Fricktal grosse Schwächen im neuen Konzept. Zum Beispiel benötigt der Standort Rheinfelden für den weiteren Betrieb der KV-Schule eine Ausnahmeregelungen weil er die Mindestschüleranzahl nicht erreicht. Wie lange diese Regelung bestehen bleibt ist offen. Da eine Anpassung am Konzept immerzu möglich ist, ist das aktuelle Bekenntnis zum KV in Rheinfelden womöglich nicht mehr als ein «Sterben auf Raten».
Überhaupt erscheint die Vorlage mutlos und eine präzise, langfristige Strategie lässt sich nur schwer erkennen. Vielmehr hinterlässt sie den Eindruck, dass kleine, funktionierende Strukturen der reinen Sparlogik zum Opfer fallen. Es ist darum wenig verwunderlich, dass sich das Konzept bemüht das Sparpotenzial der Reform aufzuzeigen. Am Standort Rheinfelden wurden letzthin grosse Investitionen für den Ausbau der Schulanlage getätigt. Inwiefern die Stadt Rheinfelden hier als Eigentümerin für die freiwerdenden Raumkapazitäten und damit tieferen Kosten beim Kanton aufkommt, wird im Dossier nicht ausgeführt. Ein Umdenken bei der Organisationsstruktur der Berufsschulen wird zwar mit Blick auf andere Kantone erwähnt, eine «Kantonalisierung» unter einem Amt für Berufsbildung wie in St. Gallen aber nicht weiter geprüft.
Wenig Weitsicht ist auch im Hinblick auf die Chancen in Zusammenhang mit der Entwicklung der Wirtschaft auszumachen. Aus regionaler Optik ist der Ausbau im Industriegebiet Sisslerfeld, aber auch der Pharmastandort in Kaiseraugst von grosser Bedeutung. Mögliche mittelfristige Auswirkungen auf das Berufsbildungsangebot im Fricktal sind offenbar nicht auf dem Radar des BKS. Wie sieht es beispielsweise mit einer Zusammenarbeit mit der Aprentas, also der Berufsschule für die Ausbildungen in der Chemie- und Pharmabranche, aus? Oder gäbe es mögliche Synergieeffekte aus kantonsübergreifenden Kooperationen? Wo sieht der Kanton mögliche Kompetenzzentren für Informatikberufe oder gänzlich neue Ausbildungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung? Antworten zu diesen Fragen vermisst die SP Bezirk Laufenburg im Standortkonzept.
Es liegt nun an der Schulleitung und dem Vorstand neue Strategien für die Zukunftsfähigkeit des BZF auszuarbeiten. Ein verändertes Angebot bei der Erwachsenenbildung oder gar einen Fokus auf die Umschulung für Menschen deren Beruf sich durch den digitalen Fortschritt grundlegend verändert oder gar verschwindet. Mögliche Bereichen, bei denen ein kantonales oder gar nationales Konzept auch dringend nötig wäre.