Halbstundentakt für S1 – Regierung betreibt „Vogel-Strauss-Politik“
Von Rolf Schmid, 1. Dezember 2022
Kostenargument ist mutlos und widersprüchlich
Die Regierung schlägt dem Grossen Rat nach der Anhörung vor, den Halbstundentakt der S1 zwischen Laufenburg und Stein-Säckingen bzw. nach Basel mittels zusätzlichem Busangebot zu realisieren. Er argumentiert in der Botschaft mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis und verweist auf die geringe Auslastung der S-Bahn. Mit dieser angeblichen Alternative ignoriert die Regierung den ausdrücklichen Wunsch des Fricktals, denn die Regionalplanung sowie sämtliche Gemeindeammänner haben sich einstimmig für eine Bahnlösung ausgesprochen. Zudem erscheint die Argumentation mit den «zu hohen» Kosten von rund 61 Mio. Franken widersprüchlich, wenn die Regierung gleichzeitig 25.8 Mio. Franken für eine einzige Erschliessungstrasse auszugeben bereit ist. Die SP Bezirk Laufenburg ruft dazu in Erinnerung, dass das Sisslerfeld dereinst eine Wertschöpfung von bis zu 5.3 Milliarden Franken pro Jahr generieren könnte. Bezirkspräsident Rolf Schmid ergänzt: «Die Regierung meint sie agiere schlau, wenn sie den Ausbau der S-Bahn um Jahre verzögert, nur um ihn durch den Bund finanzieren zu lassen. Zahlen wir im Fricktal denn etwa keine Bundessteuern?».
Nur ein attraktiver ÖV ermöglicht eine klimafreundliche Verkehrswende
Mit Bezug auf die längst überfällige Verkehrswende muss das Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel attraktiv ausgebaut werden. Frei nach dem Motto: «Im Stau stehst du sowieso, ob mit Bus oder im Auto» zeigen verschiedene Mobilitätsstudien auf, dass zusätzliche Busverbindungen nur zu einer geringen Steigerung der Nachfrage führen. Die Motivation das Verkehrsmittel zu wechseln ist bei zusätzlichen Zugverbindungen massgeblich höher. Weiter begünstigen tiefere Fahrtpreise eine erhöhte Nutzung der Verbindungen. In diesem und weiteren Punkten muss der Kanton die Arbeitgeber im Sisslerfeld mit ins Boot holen oder gegebenenfalls auch zur Verantwortung ziehen. Für die SP Bezirk Laufenburg ist es ernüchternd, dass die politischen Instanzen wie Gemeinden und Kanton mit ihrer Verkehrsplanung um das Sisslerfeld kaum auf ein verändertes Mobilitätsverhalten hinarbeiten. Tatsächlich lösen düstere Prognosen, wie etwa jene des Vertreters der Firma Bachem, dass dereinst rund drei Viertel der Arbeitnehmenden mit dem Auto zur Arbeit kommen, nicht gerade planerischen Übereifer aus. Es scheint, als sei es planerisch unumstösslich, dass die Belegschaft auch künftig zu Hauf mit dem Privatfahrzeug zur Arbeit fährt. Mit dem kurzsichtigen Entscheid gegen den baldigen Ausbau der S-Bahn zementiert die Regierung diese Haltung zusätzlich.
Klarer Auftrag an alle Grossrätinnen und Grossräte aus dem Fricktal
Für die SP Bezirk Laufenburg ist es irritierend, dass sich die Fricktaler Grossrätinnen und Grossräte der anderen Parteien nicht entschiedener für den Vorschlag mit dem Ausbau der S-Bahn eingesetzt haben. An der Vernehmlassung nahmen die bürgerlichen Bezirksparteien von Laufenburg und Rheinfelden, mit wenigen Ausnahmen, auch gar nicht erst teil. Dabei sind sich die Gemeinden einig und die Politikerinnen und Politiker sind dafür gewählt sich für Anliegen aus der Region starkzumachen. Für die SP ist dieser Auftrag in diesem Geschäft eindeutig.