Halbstundentakt S1: Meilenstein für die überfällige Verkehrswende im Fricktal
Von Rolf Schmid, 17. Januar 2023
Die SP Bezirk Laufenburg zeigt sich erfreut über den grossrätlichen Entscheid den Halbstundentakt der S1 zwischen Laufenburg und Stein baldmöglich mit der Bahn zu realisieren. Durch das von der FDP lancierte Behördenreferendum hat nun zwar das Aargauer Stimmvolk das letzte Wort und muss mit einer Abstimmung über die Realisierung befinden. Mit Verweis auf die Erfolge regionalpolitischer Verkehrsprojekte in früheren Jahren zeigt sich Bezirkspräsident Rolf Schmid verhalten optimistisch. «Es bleibt zu hoffen, dass die Solidarität zwischen den Regionen nicht bloss für teurere Investitionen in den Strassenbau gilt, sondern eben auch beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs».
Nachdenklich stimmt das Votum von Regierungsrat Attiger, der mit seinen Erläuterungen gegen den raschen Ausbau mit der Bahn ankämpfte. Er stellte sich auf den Standpunkt, dass der Bund für die Kosten aufkommen solle. Ganz so, als ob es sich dabei nicht auch um Steuergelder handelt. Der Vorschlag von Regierung und der UBV-Kommission sah die Umsetzung der Bahnlösung mit Finanzierung durch den Bund vor. Dieser würde allerdings frühestens im Jahr 2040 erfolgen und setzt voraus, dass der Bund die Anträge aus dem Aargau überhaupt bewilligt.
Für die SP Bezirk Laufenburg bleibt klar, dass die Region nicht weitere 20 Jahre auf den Ausbau warten kann. Daran angeknüpft stellte Grossrätin Colette Basler in ihrem Votum für die Bahnlösung die Frage, ob denn nun die Nachfrage der Pendlerinnen und Pendler oder eben das attraktivere Angebot zuerst stünde. Durch Stauzeiten sind Anschlüsse nicht gewährleistet und es lässt sich im Bus auch nicht arbeiten. Ihre Schlussfolgerung lautete: «Die Buslösung ist unzuverlässig und nicht attraktiv. Einzig eine separate Spur würde diesen Problemen Abhilfe verschaffen. Diese verursacht jedoch auch hohe Kosten und bedeutet zudem ein Verschleiss von Kulturland.»
Für die Region bedeutet der Ausbau der Bahn und die Verdichtung des Angebots ein Meilenstein. Gleichzeitig ist es aber erst der Anfang einer überfälligen Verkehrswende. Mit grenzüberschreitenden ÖV-Angeboten, der Wiedereröffnung der Rheintallinie oder durchgehenden Velo-Schnellrouten müssen bald weitere Weichen gestellt werden. Gerade mit Blick auf die Entwicklung im Sisslerfeld kann es nicht angehen, dass das Baudepartement mit seinen Planungen und Investitionen nicht alles daransetzt, dass möglichst alle Menschen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zur Arbeit fahren.
Dieser Erfolg auf kantonaler Ebene zeugt auch von der guten Zusammenarbeit der Fricktaler Grossrätinnen und Grossräte. Die beiden Zusatzanträge von Werner Müller wurden in der Debatte mit Voten von Fricktalerinnen und Fricktaler aus allen Parteien bestens flankiert. Die gute Lobbyarbeit in den Fraktionen führt dazu, dass einzig mit Ausnahme der FDP überall eine Mehrheit dem Halbstundentakt mit der Bahn zustimmte. Mit Blick auf die 17 Grossratsmitglieder aus dem Fricktal lehnten bloss 2 Gewählte das Geschäft ab. Die SP bedauert, dass Bernhard Scholl (FDP) und Gertrud Häseli (Grüne) gegen den ökologischen und klimafreundlichen Ausbau mit der Eisenbahn stimmten.